Bär, der große, alte, struppige Hofhund auf Hoel, saß auf der Türtreppe und schaute ernsthaft über den Hof. Es war ein kalter, klarer Spätwintertag, und der Schnee glitzerte im Sonnenschein. Am liebsten wäre Bär jedoch hineingegangen; denn es ließ sich nicht leugnen: Wie er da saß, fror ihn grimmig an den Pfoten, und er hob abwechselnd bald die eine, bald die andere eine Weile von den Steinfliesen empor, um nicht das Kribbeln in den Klauen zu bekommen.
Aber er durfte seinen Posten nicht verlassen. Die Schweine und die Ziegen waren heute im Freien. Noch führten sie sich zwar alle ganz anständig auf; die Schweine gingen dort in der Sonne und rieben sich an der Ecke des Kuhstalls, und weiter weg knabberten die Ziegen eifrig an der Baumrinde, die beim Schweinestall auf einen großen Haufen für sie zusammengekehrt war, und taten so, als hätten sie an nichts anderes zu denken. Aber er wusste von früher her: Kaum war er hineingegangen, da lagerten sie sich sogleich mitten in den Haustüren und verübten all den Unfug, den sie sich nur ausdenken konnten - die große neue Ziege Krummhorn, die erst im letzten Herbst auf den Hof gekommen war und die er noch nicht ordentlich abgerichtet hatte, hatte bereits einen Schwuppdich bis an die Hausecke hin gemacht und ihn dabei so gleichgültig und überlegen angesehen.
Die war wirklich eine unerträgliche Person, aber sie sollte sich bloß unterstehen!
Ein Weilchen wenigstens musste er noch sitzen bleiben - die Wege durfte er ja auch nicht ganz aus dem Auge verlieren; es hätte ja doch jemand kommen können.
Zufällig drehte er den Kopf nach dem schmalen Pfad hin, der die Halde schräg vom Oberdorf herabkam.
Alle Wetter! Was war denn das?
Dort kam etwas - etwas Rundes, Putziges, Winziges - ärgerlich, dass die Augen nicht mehr recht mitwollten! - Ja, ja, er musste auf alle Fälle Meldung machen.
Er fing an zu bellen, ein kurzes, tiefes Gekläff, das weit hinausschallte. Die Ziegen sprangen ängstlich in einen Klumpen zusammen und spitzten die Ohren; die Schweine hörten jählings auf, sich zu jucken und zu kratzen, und lauschten - ja, da konnte man sehen, dass sie vor ihm Furcht hatten.
Dann blieb er wieder ruhig sitzen und sah den Weg hinauf. Nein aber, ob er jemals etwas Ähnliches gesehen hatte - vielleicht war es nicht einmal etwas, das er zu melden brauchte; aber immerhin musste er sich wohl auf den Weg machen und sich die Sache etwas näher ansehen.
Er krümmte den buschigen Schwanz in einen großen Bogen; man sollte sehen, dass er bester Laune war, und trippelte zum Hof hinaus.
Es musste aber doch wohl ein Mensch sein. Es fing an, so leibhaftig der Finn-Kathrine zu gleichen, die dort im Winter zu gehen pflegte, aber die konnte es doch nicht sein; denn dazu war das Wesen dort allzu winzig. Aber ein weiter, langer Frauenrock war es jedenfalls, und unter dem Rock kamen die Spitzen von einem Paar großer Schuhe hervor, über die graue, abgeschnittene Strumpffüße gezogen waren. Über den Rock war ein großer Bausch Gestricktes gewurstelt, aus dem zwei Stummel mit roten, gestrickten Fausthandschuhen hervorguckten. Oben drauf saß ein etwas kleinerer Bausch Gestricktes - das war wohl der Kopf. Hinten auf dem Rücken hing ein großes Bündel in einem dunkelfarbigen Einschlagtuch und vorne ein kleiner, niedlicher, rotgemalter Holzeimer.
Bär musste unwillkürlich stehen bleiben und sehen. Das rätselhafte Wesen war nun ebenfalls seiner gewahr geworden und wie unschlüssig stehen geblieben. Da ging er auf die äußerste Wegkante hinüber, blieb dort stehen und versuchte, so gleichgültig wie möglich auszusehen, um das Wesen nicht zu erschrecken. Dies ging dann vorsichtig, wie auf Stelzen, langsam wieder vorwärts, indem es sich dicht an der anderen Seite des Weges hindrückte, und drehte sich allmählich, je näher es herankam, so dass es ganz der Quere ging, als es endlich gerade vor Bär angelangt war.
Da gelang es aber Bär, einen kurzen Blick durch eine kleine Öffnung in dem obersten Strickbausch zu werfen, und was sah er! Erst ein kleines, rotes, aufwärtsstrebendes Stumpfnäschen, dann einen roten Mund, der unsicher zuckte, als wollte er zu weinen anfangen, und ein Paar große blaue Augen, die ihn erschrocken anstarrten.
Bah! Das war ja bloß ein kleines Mädchen, das wegen der Kälte tüchtig eingemummelt war. Er kannte sie zwar nicht, aber - wart mal - das Eimerchen kam ihm so bekannt vor. Jedenfalls war es keine Art, sich hier barsch zu stellen und so ein kleines Ding zu erschrecken.
Unwillkürlich wedelte er mit dem Schwanz, während er hinüberging, um den Eimer zu beschnüffeln.
Aber das kleine Mädchen verstand ihn nicht sofort; erschrocken trat es vielmehr ein paar Schritte zurück und purzelte rücklings neben dem Weg hin. Da sprang Bär rasch zur Seite und lief ein Stückchen voraus, sah sich wieder um, blinzelte freundlich mit den Augen und wedelte kräftig mit dem Schwanz. Jetzt begriff sie, stand auf, lächelte und trippelte hinter ihm her. Bär humpelte voran, sich immer wieder umsehend; nun erkannte er, dass sie sicher irgendeinen Auftrag auf Hoel auszurichten hatte, und da war es seine einfache Pflicht und Schuldigkeit, ihr zurechtzuhelfen.
Aber er durfte seinen Posten nicht verlassen. Die Schweine und die Ziegen waren heute im Freien. Noch führten sie sich zwar alle ganz anständig auf; die Schweine gingen dort in der Sonne und rieben sich an der Ecke des Kuhstalls, und weiter weg knabberten die Ziegen eifrig an der Baumrinde, die beim Schweinestall auf einen großen Haufen für sie zusammengekehrt war, und taten so, als hätten sie an nichts anderes zu denken. Aber er wusste von früher her: Kaum war er hineingegangen, da lagerten sie sich sogleich mitten in den Haustüren und verübten all den Unfug, den sie sich nur ausdenken konnten - die große neue Ziege Krummhorn, die erst im letzten Herbst auf den Hof gekommen war und die er noch nicht ordentlich abgerichtet hatte, hatte bereits einen Schwuppdich bis an die Hausecke hin gemacht und ihn dabei so gleichgültig und überlegen angesehen.
Die war wirklich eine unerträgliche Person, aber sie sollte sich bloß unterstehen!
Ein Weilchen wenigstens musste er noch sitzen bleiben - die Wege durfte er ja auch nicht ganz aus dem Auge verlieren; es hätte ja doch jemand kommen können.
Zufällig drehte er den Kopf nach dem schmalen Pfad hin, der die Halde schräg vom Oberdorf herabkam.
Alle Wetter! Was war denn das?
Dort kam etwas - etwas Rundes, Putziges, Winziges - ärgerlich, dass die Augen nicht mehr recht mitwollten! - Ja, ja, er musste auf alle Fälle Meldung machen.
Er fing an zu bellen, ein kurzes, tiefes Gekläff, das weit hinausschallte. Die Ziegen sprangen ängstlich in einen Klumpen zusammen und spitzten die Ohren; die Schweine hörten jählings auf, sich zu jucken und zu kratzen, und lauschten - ja, da konnte man sehen, dass sie vor ihm Furcht hatten.
Dann blieb er wieder ruhig sitzen und sah den Weg hinauf. Nein aber, ob er jemals etwas Ähnliches gesehen hatte - vielleicht war es nicht einmal etwas, das er zu melden brauchte; aber immerhin musste er sich wohl auf den Weg machen und sich die Sache etwas näher ansehen.
Er krümmte den buschigen Schwanz in einen großen Bogen; man sollte sehen, dass er bester Laune war, und trippelte zum Hof hinaus.
Es musste aber doch wohl ein Mensch sein. Es fing an, so leibhaftig der Finn-Kathrine zu gleichen, die dort im Winter zu gehen pflegte, aber die konnte es doch nicht sein; denn dazu war das Wesen dort allzu winzig. Aber ein weiter, langer Frauenrock war es jedenfalls, und unter dem Rock kamen die Spitzen von einem Paar großer Schuhe hervor, über die graue, abgeschnittene Strumpffüße gezogen waren. Über den Rock war ein großer Bausch Gestricktes gewurstelt, aus dem zwei Stummel mit roten, gestrickten Fausthandschuhen hervorguckten. Oben drauf saß ein etwas kleinerer Bausch Gestricktes - das war wohl der Kopf. Hinten auf dem Rücken hing ein großes Bündel in einem dunkelfarbigen Einschlagtuch und vorne ein kleiner, niedlicher, rotgemalter Holzeimer.
Bär musste unwillkürlich stehen bleiben und sehen. Das rätselhafte Wesen war nun ebenfalls seiner gewahr geworden und wie unschlüssig stehen geblieben. Da ging er auf die äußerste Wegkante hinüber, blieb dort stehen und versuchte, so gleichgültig wie möglich auszusehen, um das Wesen nicht zu erschrecken. Dies ging dann vorsichtig, wie auf Stelzen, langsam wieder vorwärts, indem es sich dicht an der anderen Seite des Weges hindrückte, und drehte sich allmählich, je näher es herankam, so dass es ganz der Quere ging, als es endlich gerade vor Bär angelangt war.
Da gelang es aber Bär, einen kurzen Blick durch eine kleine Öffnung in dem obersten Strickbausch zu werfen, und was sah er! Erst ein kleines, rotes, aufwärtsstrebendes Stumpfnäschen, dann einen roten Mund, der unsicher zuckte, als wollte er zu weinen anfangen, und ein Paar große blaue Augen, die ihn erschrocken anstarrten.
Bah! Das war ja bloß ein kleines Mädchen, das wegen der Kälte tüchtig eingemummelt war. Er kannte sie zwar nicht, aber - wart mal - das Eimerchen kam ihm so bekannt vor. Jedenfalls war es keine Art, sich hier barsch zu stellen und so ein kleines Ding zu erschrecken.
Unwillkürlich wedelte er mit dem Schwanz, während er hinüberging, um den Eimer zu beschnüffeln.
Aber das kleine Mädchen verstand ihn nicht sofort; erschrocken trat es vielmehr ein paar Schritte zurück und purzelte rücklings neben dem Weg hin. Da sprang Bär rasch zur Seite und lief ein Stückchen voraus, sah sich wieder um, blinzelte freundlich mit den Augen und wedelte kräftig mit dem Schwanz. Jetzt begriff sie, stand auf, lächelte und trippelte hinter ihm her. Bär humpelte voran, sich immer wieder umsehend; nun erkannte er, dass sie sicher irgendeinen Auftrag auf Hoel auszurichten hatte, und da war es seine einfache Pflicht und Schuldigkeit, ihr zurechtzuhelfen.