Text - "Petersburg" Andrey Bely

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Die Regelmäßigkeit und Symmetrie beruhigten die Nerven des Senators, die durch Unebenheiten des häuslichen Lebens und dem hilflosen Kreisen unseres Staatsrades erregt waren.

Harmonische Einfachheit war das Kennzeichen seines Geschmacks.

Am meisten liebte er die geradlinige Straße; diese Straße mahnte ihn an den Fluß der Zeit, zwischen zwei Punkten des Lebens.

Nasse, glitschrige Straßen: Häuser in Kubusform als regelmäßige fünfstöckige Reihen; von der Linie des Lebens unterscheiden sich dieselben nur in einer Beziehung: diese Reihen hatten weder Ende noch Anfang. Begeisterung erfüllte jedesmal die Seele des Senators, wenn sein lackierter Kubus wie ein Pfeil die Linie des Newskij durchschnitt. Dort hinter den Fensterscheiben liefen die Nummern der Häuser vorbei, eine Zirkulation ging dort vor sich; dort schimmerten an klaren Tagen von weit, weit her blendend: die goldene Spitze, die Wolken, der rote Strahl des Sonnenuntergangs; und dort sah man an nebligen Tagen - nichts, niemand.

Weiter aber waren die Linien der Newa, der Inseln.

Apollon Apollonowitsch liebte diese Inseln nicht: die Bevölkerung dort waren Fabrikarbeiter, roh; ein vieltausendköpfiger Menschenschwarm wälzte sich dort morgens zu den vielschlotigen Fabriken; er wußte, jetzt zirkulierte dort der Browning. Und noch an etwas anderes dachte Apollon Apollonowitsch: Die Bewohner der Inseln zählen zu der Bevölkerung des Russischen Reiches; auch dort ist die allgemeine Volkszählung durchgeführt: auch sie haben numerierte Häuser, Polizeireviere, Staatsinstitute; der Insulaner ist: Advokat, Schriftsteller, Arbeiter, Polizeibeamter; er hält sich für einen Bürger Petersburgs, doch ist er Bürger des Chaos, er bedroht des Reiches Residenz aus herannahender Wolke... Apollon Apollonowitsch wollte nicht weiter denken: voll Unruhe sind diese Inseln - niederstampfen, niederstampfen! Durch das Eisen einer riesigen Brücke an den Boden festschmieden und in alle Richtungen durch Straßenpfeile durchbohren ... Und so verträumt blickend in die Endlosigkeit der Nebel, wuchs der Staatsmann aus dem schwarzen Kubus seines Wagens heraus, dehnte sich auf alle Seiten und reckte sich in die Höhe empor; er wünschte, sein Wagen möge vorwärts rasen, daß die Straßen ihm entgegen flögen - eine Straße nach der anderen; daß die ganze sphärische Oberfläche des Planeten wie durch Schlangenringe durch schwarzgraue Häuserkuben eingefaßt würde; daß die ganze von Straßen zusammengedrängte Erde im kosmischen Linienlauf die Endlosigkeit wie ein geradliniges Gesetz durchschnitt; daß ein Parallelstraßennetz, durchkreuzt von einem anderen Parallelstraßennetz, sich mit den Flächen der Quadrate und Kuben in die Himmelsabgründe bohrt: für jeden Stadteinwohner je ein Quadrat; daß... daß...

Am meisten beruhigte ihn nach der Linie, die Figur des Quadrates.

Er pflegte oft lange sich gedankenloser Betrachtung hinzugeben von: Pyramiden, Dreiecken, Parallelepipeden, Kuben, Trapezen. Unruhe ergriff ihn nur beim Anblick des abgebrochenen Kegels.

Die Zickzacklinie aber, die konnte er nicht ausstehen.

In seinem Wagen genoß Apollon Apollonowitsch durch lange Augenblicke gedankenlos die viereckigen Wände, im Zentrum eines vollendeten, mit Atlas überspannten Kubus sitzend: Apollon Apollonowitsch war zur Einzelhaft geschaffen; nur die Liebe zur Staatsplanimetrie hatte ihn in die Vieleckigkeit eines verantwortlichen Postens hineingezogen.