In der Bürgerschule sowohl wie im Gymnasium machten sie Klasse für Klasse miteinander durch, hielten sich auch durchweg auf derselben Bank, ja zumeist nachbarlich zusammen, gewissenhaft auch darin abwechselnd, dass bald der eine, bald der andere den höheren Platz einnahm, denn, wie sie einander in der Begabung die Wage hielten, so auch im Fleiße.
Im Charakter ähnelten sie sich gleichfalls.
Es waren beide gute, muntere, aufrichtige Jungen, harmonisch angelegte Naturen von einer glücklichen Mischung der Gemütsgaben: Nicht überbegehrlich nach irgendeiner Richtung hin, aber auch in keinem Betracht stumpf und den jeweiligen Genuss Möglichkeiten des Lebens abgewandt. Nicht etwa geradezu Musterknaben, aber durchaus wohlgeratene Burschen. Niemals Spielverderber, auch dann nicht, wenn es sich um verbotene Spiele handelte, aber immer maßsicher dabei. Und dies nicht etwa aus Berechnung oder frühreifer Lebensklugheit, sondern ganz von Gnaden eines unbeirrbaren Instinkts für die gute Mitte, die überhaupt das wesentliche an ihnen war.
Kein Wunder, dass ihre Eltern rechte Freude an ihnen hatten.
Franz war der Sohn des ersten Arztes der Stadt, Karls Vater war ein pensionierter Offizier, der sich aus Liebhaberei mit kriegsgeschichtlichen Studien beschäftigte. Beide Familien waren wohlhabend, nicht reich, und jede hatte außer dem einen Sohn noch eine jüngere Tochter.
"Unser Quartett," sagten die Alten, wenn sie die vier beieinander sahen - und die beiden Mütter dachten sich wohl noch etwas Extras dazu.
Eigentlich waren die Eltern erst durch die Kinder einander nahe gekommen, obwohl sie Haus an Haus draußen in der kleinen Villenvorstadt des Städtchens wohnten. Denn im Grunde stand mancherlei einer Freundschaft zwischen dem Doktor Zoller und dem Rittmeister a. D. Jost entgegen.
Vornehmlich der Unterschied in der politischen Meinung.
Der Doktor war ein alter Achtundvierziger, was er noch immer durch einen Heckerbart mit dazu gehörigem breiten Schlapphut auch äußerlich an den Tag legte; der ehemalige Rittmeister aber pflegte sich "konservativ bis in die Knochen" zu nennen.
Diesen politischen Standpunkten entsprachen die Universitätserinnerungen der beiden Herren.
Über dem Schreibtisch des Doktors hing ein schwarz-rot-goldenes Band, über dem des Rittmeisters, der erst nach einer ziemlich fröhlichen Studentenzeit ins Heer getreten war, ein grünweiß-rotes, das Zeichen seiner Angehörigkeit zu einem Korps der benachbarten Universitätsstadt. Und sonderbar: Die politische Meinungsverschiedenheit gab nicht so oft Anlass zu Misshelligkeiten, wie der Unterschied in ihren Sympathien für die verschiedenen Universitätsverbindungsrichtungen.
Im Charakter ähnelten sie sich gleichfalls.
Es waren beide gute, muntere, aufrichtige Jungen, harmonisch angelegte Naturen von einer glücklichen Mischung der Gemütsgaben: Nicht überbegehrlich nach irgendeiner Richtung hin, aber auch in keinem Betracht stumpf und den jeweiligen Genuss Möglichkeiten des Lebens abgewandt. Nicht etwa geradezu Musterknaben, aber durchaus wohlgeratene Burschen. Niemals Spielverderber, auch dann nicht, wenn es sich um verbotene Spiele handelte, aber immer maßsicher dabei. Und dies nicht etwa aus Berechnung oder frühreifer Lebensklugheit, sondern ganz von Gnaden eines unbeirrbaren Instinkts für die gute Mitte, die überhaupt das wesentliche an ihnen war.
Kein Wunder, dass ihre Eltern rechte Freude an ihnen hatten.
Franz war der Sohn des ersten Arztes der Stadt, Karls Vater war ein pensionierter Offizier, der sich aus Liebhaberei mit kriegsgeschichtlichen Studien beschäftigte. Beide Familien waren wohlhabend, nicht reich, und jede hatte außer dem einen Sohn noch eine jüngere Tochter.
"Unser Quartett," sagten die Alten, wenn sie die vier beieinander sahen - und die beiden Mütter dachten sich wohl noch etwas Extras dazu.
Eigentlich waren die Eltern erst durch die Kinder einander nahe gekommen, obwohl sie Haus an Haus draußen in der kleinen Villenvorstadt des Städtchens wohnten. Denn im Grunde stand mancherlei einer Freundschaft zwischen dem Doktor Zoller und dem Rittmeister a. D. Jost entgegen.
Vornehmlich der Unterschied in der politischen Meinung.
Der Doktor war ein alter Achtundvierziger, was er noch immer durch einen Heckerbart mit dazu gehörigem breiten Schlapphut auch äußerlich an den Tag legte; der ehemalige Rittmeister aber pflegte sich "konservativ bis in die Knochen" zu nennen.
Diesen politischen Standpunkten entsprachen die Universitätserinnerungen der beiden Herren.
Über dem Schreibtisch des Doktors hing ein schwarz-rot-goldenes Band, über dem des Rittmeisters, der erst nach einer ziemlich fröhlichen Studentenzeit ins Heer getreten war, ein grünweiß-rotes, das Zeichen seiner Angehörigkeit zu einem Korps der benachbarten Universitätsstadt. Und sonderbar: Die politische Meinungsverschiedenheit gab nicht so oft Anlass zu Misshelligkeiten, wie der Unterschied in ihren Sympathien für die verschiedenen Universitätsverbindungsrichtungen.