Text - "Vom Mars zur Erde" Albert Daiber

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Während der Fahrt stärkten sich die Reisenden durch Speise und Trank. Der bequeme Reisewagen enthielt alles, was sie sich wünschen konnten. Durch eine sinnreiche Klappvorrichtung stand sogar auf einen Druck mit der Hand ein zierliches Tischchen vor ihnen, in dessen Schublade kleine Teller und Bestecke verborgen lagen. Zwei mit Leder ausgeschlagene Kasten in der Vorderwand des Wagens enthielten in verschiedenen, eigentümlich geformten Gefäßen Speisen und Getränke genau in der Temperatur, in der sie dem Wagen übergeben worden waren. Man aß vorzügliche warme Gerichte; man labte sich an kühlen Getränken genau so wie zu Hause. Sogar Salat gab es, zu dem Eier gegessen wurden. Die Eier waren weich gesotten, obgleich sie wohl eine halbe Stunde lang in kochendem Wasser gelegen hatten. Da auf dem Lichtentsprossenen das Wasser infolge des niedrigeren Luftdruckes schon bei 60 siedet, können die Eier nicht hart werden. Daran war der Schwabe nun schon lange gewöhnt. Auch eine Waschvorrichtung war an der einen Seite des Wagens angebracht. Es fehlte wirklich gar nichts, was das Reisen angenehm und bequem machen konnte.

Nach Verlassen des Waldes sah Fridolin Frommherz zum erstenmal während der ganzen Fahrt unbebautes Land vor sich. Eine weite Fläche breitete sich da vor seinen Blicken aus: es war eine Landungsstelle für Luftschiffe. Kleinere und größere Fahrzeuge lagen da an tief in den Boden eingelassenen eisernen Ringen verankert. Sie trugen als Aufschrift ihren Namen, Anfang und Endziel ihrer Fahrt. Da die Witterung infolge der dünnen, wasserarmen Atmosphäre auf dem Mars ziemlich gleichmäßig war, bedurfte es keiner besonderen Hallen zur Bergung der Luftschiffe; nur die ausgedehnten Anlagen zur Gasgewinnung und Füllung der Ballons waren gedeckt. Reges Leben und Treiben herrschte hier, etwa wie auf einem Bahnhofe auf Erden, nur übertragen in marsitische Gemessenheit. Es fiel Fridolin auf, daß die Luftschiffe der Marsiten wohl auch nach dem starren System gebaut waren wie der Weltensegler, der einstmals ihn und seine damaligen Gefährten von der Erde hinweg durch den Ätherraum geführt hatte, aber die Ballons waren bedeutend kleiner und schienen doch, nach den umfangreichen Gondeln zu schließen, eine bei weitem größere Tragkraft zu besitzen. Da gab es nur zwei erklärende Möglichkeiten: entweder übertraf das Metall, aus dem die marsitischen Luftschiffe gefügt waren, an Leichtigkeit alles auf Erden Gekannte, oder das Gas, das zur Füllung des Ballons diente, war noch unendlich viel leichter als dasjenige, das einst ein schwäbischer Gelehrter erfunden, und das dann zur Füllung des "Weltenseglers" gedient hatte. Die langgestreckte, zylindrische Form, vorn und hinten mit ogivalen Spitzen versehen, schien sich auch hier am besten bewährt zu haben.

Da stiegen Leute ein, dort hob sich ein dicht besetztes Fahrzeug kerzengerade, ohne jede Schwankung in die Luft. Höher und immer höher stieg es. Wie weit mußte der Horizont der darin Reisenden sein! Wie klein würden ihnen die Brüder da unten, die Häuser, die Wiesen, die Bäume erscheinen! Der Erdensohn fühlte Lust, mit in die Lüfte zu steigen. Vielleicht würde sich ein anderes Mal Gelegenheit dazu bieten.