Wir lebten jeder in einem anderen Fischerdorf. Er zeichnete. Ich schrieb, nein ich fischte, schoß mit einem siebenendigen Kugellazo nach Vögeln und liebte die breiten Mädchen. Meistens war Sturm. Er kam und man fühlte ihn rund oder blau und so stets wie als könne man ihn packen irgendwo. Oft schien es, er flösse aus einer immer breiteren metallenen Hülse, dann stieg er auf der See hoch gleich einem Segel und überschwemmte in einer plastischen Strömung den Strand.
Häufig lagen wir einen ganzen Tag auf einer Klippe, die in rechtem Winkel hinabsauste zum Meer. Wir hatten die Köpfe in den Arm gewühlt. So raste der Wind. Ganz hell, fast weiß war der Himmel. Wir konnten nicht aufstehn. Er hätte uns hinuntergeweht. Ganz sacht vielleicht, spielend wie ein Stück Tuch, locker es aufhebend, kreisend, rasch senkend und dann aufs Wasser legend. Wer weiß! Zeitweis hielt ich mit aller Kraft (er machte eine Parade als zerknackte er etwas im Armgelenk) einen Block vor den andern, auf den er Striche setzte. Wie hinter einer Barrikade verschanzt und in atemloser Eile. So raste der Wind.
Ich lag ein anderesmal allein einen Tag in brennender Sonne und dann noch eine Nacht auf einem Felsen und wagte einen Tritt nicht zurück, bis morgens unten die Mädchen der Fischer vorüberfuhren. Eine trug einen roten Rock. Sie winkte. Sie rief: Du bist früh hinaufgestiegen ... Sie war aus Store Dimon. Da tat ich es.
Wir trugen keine Schuhe in dieser Zeit. Bündel Bast lagen um unsere Füße. Unsere Insel hatte einen kleinen Strand. Schwarze Felsen lagen um sie herum in Aufstiegen von hundert Metern. Unten formten sie kleine in sich selbst strudelnde Fjords von hinreißender Elastizität der Linie. Ganz schwarz waren sie und am Abend wie Basalt dunkelblau. Manchmal lösten sich hellere aus den anderen und wurden Mövenschwärme, die den Himmel zuzogen und das Meer überschrien.
Alle acht Tage kam der Dampfer von Edinburgh, der Konserven brachte und Tabak. Er legte nur bei gutem Wetter an. Während der großen Sturmzeit kam er vier Wochen nicht. Mit dem Glas sahen wir ein paar Amerikaner an der Reling stehen, die nach Island fuhren. In dieser Zeit versäumte ich die wichtigste Post in meinem Leben. Was lag mir an Post?
Teufel lag mir daran. Merde lag mir daran...
Freund! in diesen Tagen fingen wir eine Art Delphin. Größer als ein Mann. Aufgesperrt den Rachen mit Lamellen aus samtnem Weiß. Die Augen ganz dunkles Violett mit einem rötlichen dünnen Schein drüber von der Sonne, die ihm gerade hineinschien. Einer der Fischer mit einer farbigen Mütze, die lang, spitz über den Rücken fiel, stieß ihm eine Harpune in den Rachen, stieß immer noch nach, als die Augen schon hinstarben, keine Sonne mehr brachen und der Leib aufbrandete in drei zuckenden Sprüngen. Der scharfgefloßte Schwanz wühlte ein Loch in den Sand, schlug, rasend wie der Kolben eines Preßlufthammers, wütenden Takt und machte Wind an dem stillen Tag. Seltsames Ding, dieser Schwanz: Porös, wie gewebt aus Gallerte, weichem Stahl und etwas, das war, als ob es köstlich sein müsse auf der Zunge oder schön in einem merkwürdigen Gefäß und vor allem von einer so maßlosen feuchten Fremdheit. Ich glaube, daß ich nie etwas Neueres erlebte, etwas Seltsameres sah als die Flosse des Fisches, die mit einer nie empfundenen Ekstase auf meine Seele stieß.
Häufig lagen wir einen ganzen Tag auf einer Klippe, die in rechtem Winkel hinabsauste zum Meer. Wir hatten die Köpfe in den Arm gewühlt. So raste der Wind. Ganz hell, fast weiß war der Himmel. Wir konnten nicht aufstehn. Er hätte uns hinuntergeweht. Ganz sacht vielleicht, spielend wie ein Stück Tuch, locker es aufhebend, kreisend, rasch senkend und dann aufs Wasser legend. Wer weiß! Zeitweis hielt ich mit aller Kraft (er machte eine Parade als zerknackte er etwas im Armgelenk) einen Block vor den andern, auf den er Striche setzte. Wie hinter einer Barrikade verschanzt und in atemloser Eile. So raste der Wind.
Ich lag ein anderesmal allein einen Tag in brennender Sonne und dann noch eine Nacht auf einem Felsen und wagte einen Tritt nicht zurück, bis morgens unten die Mädchen der Fischer vorüberfuhren. Eine trug einen roten Rock. Sie winkte. Sie rief: Du bist früh hinaufgestiegen ... Sie war aus Store Dimon. Da tat ich es.
Wir trugen keine Schuhe in dieser Zeit. Bündel Bast lagen um unsere Füße. Unsere Insel hatte einen kleinen Strand. Schwarze Felsen lagen um sie herum in Aufstiegen von hundert Metern. Unten formten sie kleine in sich selbst strudelnde Fjords von hinreißender Elastizität der Linie. Ganz schwarz waren sie und am Abend wie Basalt dunkelblau. Manchmal lösten sich hellere aus den anderen und wurden Mövenschwärme, die den Himmel zuzogen und das Meer überschrien.
Alle acht Tage kam der Dampfer von Edinburgh, der Konserven brachte und Tabak. Er legte nur bei gutem Wetter an. Während der großen Sturmzeit kam er vier Wochen nicht. Mit dem Glas sahen wir ein paar Amerikaner an der Reling stehen, die nach Island fuhren. In dieser Zeit versäumte ich die wichtigste Post in meinem Leben. Was lag mir an Post?
Teufel lag mir daran. Merde lag mir daran...
Freund! in diesen Tagen fingen wir eine Art Delphin. Größer als ein Mann. Aufgesperrt den Rachen mit Lamellen aus samtnem Weiß. Die Augen ganz dunkles Violett mit einem rötlichen dünnen Schein drüber von der Sonne, die ihm gerade hineinschien. Einer der Fischer mit einer farbigen Mütze, die lang, spitz über den Rücken fiel, stieß ihm eine Harpune in den Rachen, stieß immer noch nach, als die Augen schon hinstarben, keine Sonne mehr brachen und der Leib aufbrandete in drei zuckenden Sprüngen. Der scharfgefloßte Schwanz wühlte ein Loch in den Sand, schlug, rasend wie der Kolben eines Preßlufthammers, wütenden Takt und machte Wind an dem stillen Tag. Seltsames Ding, dieser Schwanz: Porös, wie gewebt aus Gallerte, weichem Stahl und etwas, das war, als ob es köstlich sein müsse auf der Zunge oder schön in einem merkwürdigen Gefäß und vor allem von einer so maßlosen feuchten Fremdheit. Ich glaube, daß ich nie etwas Neueres erlebte, etwas Seltsameres sah als die Flosse des Fisches, die mit einer nie empfundenen Ekstase auf meine Seele stieß.