Er ist im roten Frack mit einem Orden und macht
gerecht Verbeugungen nach allen Seiten.
Das Publikum, gespannt und einfältig,
klatscht in die Hände. Er sieht
die lauten Galerien um sich und tausend Menschen,
die ihm nie helfen werden. Er sammelt sich und fühlt:
sein Kopf steht gut. Die Angst ist fern. Doch wären
die tausend Menschen nicht, die lebhaft
und selbst ungewollt
in diesem Zirkus auf die Dunstwand malen,
wie plötzlich er aussähe, zerfleischten ihn die Tiere,
und wäre der Direktor nicht, der alles überrechnet,
klein, hager, jüdisch und eingebildet Honorare dreht
nach dem Applaus, und wäre nicht die nächste Nummer
schon wartend hinter dem Samtvorhang voll Staub, und er,
Timolnandi, der berühmte Löwenbändiger,
auf den Programmen fettgedruckt und zweimal
mit schwarzen, weisenden Zeigefingern ergebenst angekündigt,
und hielten jetzt nicht plötzlich der Musik
dröhnende Blechklänge wie abgeknackst in heißer Luft:
er träte einfach ein zu seinen sanften Tieren,
versteckte fast die Peitsche, gäbe jedem
langsam und klar ein Zeichen und sein Wort,
ließe sich nieder auf den Stuhl und schliefe
leicht auch und beruhigt ein.
Denn diese Welt ist gieriger als der Löwe,
und seine Wildheit weckt sie
nur immer wieder auf.
Wie wurde um den frommen Urwald seines Herzens
erst ein Gefängnis eingebaut, und diese Stäbe
lassen durch enge Streifen Luft seinen
ausschnellenden Schmerz nie sich beruhigen.
Immer wieder, wenn schon sein Auge väterlich
sich schließen will, eilen auf jener andern Seite
Gestalten, reizend; und er liegt im Käfig fest, Sand,
nasses Laub und das Strecken der ungeheueren Ebene
noch in der Nase.
Doch die Manege der Galerien wartet,
trampelt und klatscht schon anspruchsvoll,
und statt still einzutreten in den Käfig,
macht Timolnandi, man verlangt Gefahr zu zeigen,
einen Sprung und knallt. Schon kreisen
die gallonierten Diener aufgeregt mit großen Stangen
und bieten eifrig, eingelernt und ahnungslose
Hilfe jedem sichtbar auf der Galerie. Die Löwen
liegen träg herum, doch man will Wildheit in den Logen,
Verfolgung, Katzensprung und Fellgeruch,
Timolnandi weiß es, und er knallt, feixt und springt.
Die Löwin sieht ihn ernst und freundlich an,
und alle Tiere stehen auf zur Arbeit. Sie machen
den Rundgang, der sie wenig unterhält,
und geben ihre Gruppenbilder. Der große Löwe
auf dem Stuhl öffnet den Schlund mit Furchtbarkeit und wartet
gehorsam auf den grellen Pfiff,
und schließt ihn wieder. Nun hebt die Löwin
seit langem stets nach jenem Pfiff die Tatze,
schon hat der Bändiger den Kopf darunter,
die Diener bleiben sprungbereit und halten selbst
den Atem. Es kommen noch die kunstvollen Figuren,
die Pyramide, eine Löwenwendeltreppe,
nun kommt noch der verfluchte Peitschenschlag,
den jene Bestien mit dem Geld von ihm verlangen,
und Timolnandi, tief betroffen, schmerzlich
ein jedesmal,
gibt einem Löwen mit der Peitsche dieses Opfer eines Hiebs.
Der Löwe brüllt und alle andern brüllen,
wie fühlt sein Herz mit ihnen ob der Schmach
während er springt, fuchtelt und pfeift,
die Diener laufen angstvoll und entsetzt zweimal
um den Käfig, und das Programm ist aus.
Timolnandi läßt den Karren wieder schieben,
das Publikum sieht lüstern seinen unberührten Frack,
der auch für morgen abend nicht gebügelt werden braucht,
und jenes vielsagende Zirkuslächeln auf der Lippe,
das ebenso bezahlt wird wie die Schauer
gequälter unschuldiger Wildheit, die gefangen ist.
Während der Bändiger vor Logen wie vor Galerie,
als wären es ausschließlich Fürsten, sich tief verbeugt
und ehrfurchtsvoll die Arme breitet,
die Hände schaukelt, sich immer wieder streckt
und wendet und verbeugt: "Und hinten hab' ich einen Hintern".
gerecht Verbeugungen nach allen Seiten.
Das Publikum, gespannt und einfältig,
klatscht in die Hände. Er sieht
die lauten Galerien um sich und tausend Menschen,
die ihm nie helfen werden. Er sammelt sich und fühlt:
sein Kopf steht gut. Die Angst ist fern. Doch wären
die tausend Menschen nicht, die lebhaft
und selbst ungewollt
in diesem Zirkus auf die Dunstwand malen,
wie plötzlich er aussähe, zerfleischten ihn die Tiere,
und wäre der Direktor nicht, der alles überrechnet,
klein, hager, jüdisch und eingebildet Honorare dreht
nach dem Applaus, und wäre nicht die nächste Nummer
schon wartend hinter dem Samtvorhang voll Staub, und er,
Timolnandi, der berühmte Löwenbändiger,
auf den Programmen fettgedruckt und zweimal
mit schwarzen, weisenden Zeigefingern ergebenst angekündigt,
und hielten jetzt nicht plötzlich der Musik
dröhnende Blechklänge wie abgeknackst in heißer Luft:
er träte einfach ein zu seinen sanften Tieren,
versteckte fast die Peitsche, gäbe jedem
langsam und klar ein Zeichen und sein Wort,
ließe sich nieder auf den Stuhl und schliefe
leicht auch und beruhigt ein.
Denn diese Welt ist gieriger als der Löwe,
und seine Wildheit weckt sie
nur immer wieder auf.
Wie wurde um den frommen Urwald seines Herzens
erst ein Gefängnis eingebaut, und diese Stäbe
lassen durch enge Streifen Luft seinen
ausschnellenden Schmerz nie sich beruhigen.
Immer wieder, wenn schon sein Auge väterlich
sich schließen will, eilen auf jener andern Seite
Gestalten, reizend; und er liegt im Käfig fest, Sand,
nasses Laub und das Strecken der ungeheueren Ebene
noch in der Nase.
Doch die Manege der Galerien wartet,
trampelt und klatscht schon anspruchsvoll,
und statt still einzutreten in den Käfig,
macht Timolnandi, man verlangt Gefahr zu zeigen,
einen Sprung und knallt. Schon kreisen
die gallonierten Diener aufgeregt mit großen Stangen
und bieten eifrig, eingelernt und ahnungslose
Hilfe jedem sichtbar auf der Galerie. Die Löwen
liegen träg herum, doch man will Wildheit in den Logen,
Verfolgung, Katzensprung und Fellgeruch,
Timolnandi weiß es, und er knallt, feixt und springt.
Die Löwin sieht ihn ernst und freundlich an,
und alle Tiere stehen auf zur Arbeit. Sie machen
den Rundgang, der sie wenig unterhält,
und geben ihre Gruppenbilder. Der große Löwe
auf dem Stuhl öffnet den Schlund mit Furchtbarkeit und wartet
gehorsam auf den grellen Pfiff,
und schließt ihn wieder. Nun hebt die Löwin
seit langem stets nach jenem Pfiff die Tatze,
schon hat der Bändiger den Kopf darunter,
die Diener bleiben sprungbereit und halten selbst
den Atem. Es kommen noch die kunstvollen Figuren,
die Pyramide, eine Löwenwendeltreppe,
nun kommt noch der verfluchte Peitschenschlag,
den jene Bestien mit dem Geld von ihm verlangen,
und Timolnandi, tief betroffen, schmerzlich
ein jedesmal,
gibt einem Löwen mit der Peitsche dieses Opfer eines Hiebs.
Der Löwe brüllt und alle andern brüllen,
wie fühlt sein Herz mit ihnen ob der Schmach
während er springt, fuchtelt und pfeift,
die Diener laufen angstvoll und entsetzt zweimal
um den Käfig, und das Programm ist aus.
Timolnandi läßt den Karren wieder schieben,
das Publikum sieht lüstern seinen unberührten Frack,
der auch für morgen abend nicht gebügelt werden braucht,
und jenes vielsagende Zirkuslächeln auf der Lippe,
das ebenso bezahlt wird wie die Schauer
gequälter unschuldiger Wildheit, die gefangen ist.
Während der Bändiger vor Logen wie vor Galerie,
als wären es ausschließlich Fürsten, sich tief verbeugt
und ehrfurchtsvoll die Arme breitet,
die Hände schaukelt, sich immer wieder streckt
und wendet und verbeugt: "Und hinten hab' ich einen Hintern".